Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von Dingen, die man getan haben sollte - I

Ich bin heute im Internet über eine Liste mit Dingen gestolpert, die man in seinem Leben getan haben sollte. Weil ich momentan ohnehin nicht kreativ bin und mich allmählich das Gefühl überfällt, in den vergangenen sechs Jahren bereits mein ganzes Leben aufgeschrieben zu haben, ist es vielleicht ganz gut, mal ein wenig Bilanz zu ziehen - und herauszufinden, was ich in diesem Leben unbedingt noch tun "soll".
Und hier die ersten zehn Punkte der Liste.

(Die Liste ist von hier: http://www.todo-liste.de/99dinge/leben, 14.01.2018)


Sich den Titel für die eigene Biografie überlegen.

Das war leicht: "...von all den bunten Farben...". Das gefällt mir gut: Nach vorne und nach hinten offen, vom tiefsten schwarz bis zum reinsten weiß, aber am liebten kunterbunt. So wie das Leben eben ist: vielseitig. Ein Soundtrack  für mein Leben zu finden, würde mir schwerer fallen. Vielleicht dieser hier.

Den Lieblingsfilm mitsprechen können.

Oh ja. Das kann ich. Aber meinen allerallerliebsten Lieblingsfilm verrate ich nicht. Der ist nämlich ganz doof. Und ein Frauenfilm. Es ist mir immer ein bisschen peinlich, dass ich gerne Disney- und Frauenfilme sehe, mich dabei Schokolade essend unter meiner Bettdecke verkrieche und sicher am Ende die eine oder andere Träne heimlich wegwische. Über-weibliches Verhalten kann ich aber dafür mit ein paar männlicheren Filmzitaten ausgleichen, beispielsweise mit Passagen aus "Der Pate", "Der Herr der Ringe" und "Star Wars". Gerade vom letztgenannten Film war ich, als kleines Mädchen, ganz sicher der größte Fan der Welt. Wohlgemerkt: Wir reden dann damit über die alten Verfilmungen.


Einen Fisch fangen und selber zubereiten.

Ich besitze zwei Angeln. Wenn ich noch nie einen Fisch gefangen hätte, wäre das wirklich seltsam. Mein größter Fang war ein Hecht, der 94 cm gemessen hat. Das ist für einen Hecht zwar nicht allzu viel, aber weil ein Hecht Zähne hat und er mich an Bord des Bootes, diese hat spüren lassen, bin ich eigentlich ganz froh, dass er nicht größer war. Sonst hätte er mir bestimmt den Arm abgebissen. Selbstverständlich kann ich dementsprechend auch Fische ausnehmen und - wenigstens pro forma - zubereiten. Wobei beides nicht zu meinen Lieblingsaufgaben gehört. Kochen schon mal gar nicht. Es macht nämlich überhaupt keinen Sinn, dass das Essen nicht mehr schmeckt, wenn man zu viel von der Lieblingszutat nimmt. Von der Lieblingszutat kann man doch nie genug haben...


Unter freiem Himmel schlafen.

Das tue ich immer wieder gerne. Als Kind habe ich gerne im Zelt, das meine Eltern mir im Garten aufgebaut hatten, übernachtet und später, als Jugendliche, auf meinem Balkon. Wenn ich am Meer geschlafen habe, hat ein Freund von mir uns immer Schlafkoyen in den Sand hinein gegraben, die ein wenig windgeschützter waren, wenn wir uns dort mit unseren Schlafsäcken hineingekuschelt haben.
Wenn ich einen Wunsch frei habe und irgendwann ein drittes Mal in den türkischen Teil Zyperns reisen werde, wünsche ich mir, eine Nacht in guter Gesellschaft am Goldstrand zu verbringen, Wildeselgruppen zu beobachten und dem Rauschen des Windes zu lauschen. Dorthin verläuft sich kaum eine Menschenseele. Kilometerlanger, weicher Sandstrand.





Ein Gedicht schreiben.

Als Kind und Jugendliche habe ich Gedichte geschrieben. Mittlerweile liegt mir aber diese Art, mich auszudrücken, nicht mehr so sehr. Wer will sich schon seitenweise Reime geben, nur weil der Autor nicht dazu fähig war, sich kurzzufassen. Das dichten überlasse ich lieber denen, die es besser können, als ich. Ich übe stattdessen das schreiben. Das bringt mich manchmal schon genug zur Verzweiflung. Denn auch hier gibt es genügend Menschen, die mitreißender schreiben und viel passendere Worte finden, als ich es selbst vermag. Manchmal ist das Schreiben schon eine ganz schön frustrierende Angelegenheit. 


Brot mit den eigenen Händen backen.

Ich war etwa acht Jahre alt, als ich das erste Mal ein eigenes Brot gebacken habe. Damals habe ich mit der Schulklasse eine Bäckerei besucht. Der Tag ist mir vor allem deshalb unvergessen geblieben, weil der dicke Bäcker fragte, wer von uns den Teig denn mal kosten wolle. Gierig meldeten wir uns alle, ich aber wurde drangenommen und durfte nach vorne kommen, um mir ein Stück Teig zu nehmen. Ich nahm ein extra großes Stückchen und wurde, ob meines Gesichtsausdruckes, von der ganzen Klasse ausgelacht, als ich feststellte, dass Sauerteig mal so gar nicht lecker ist. Seitdem nasche ich Teig nur noch in kleinen Mengen. Diese Taktik ist mir zuletzt zugute gekommen, als ich beim Kuchenbacken den Zucker mit dem Salz verwechselt habe. Aber das ist eine andere Geschichte...


An einem Casting teilnehmen.

Das habe ich. Es war ein Casting für die Guinness-Show, in der ich dann anschließend auch aufgetreten bin. Freundlicherweise hat man mich in der Maske derartig verunstaltet, dass ich nur schwer zu erkennen war. Aber seitdem halte ich, zusammen mit ein paar anderen Menschen, einen ungeschlagenen Weltrekord.


Geld für etwas ausgeben, was man definitiv nicht braucht.

Oh, darin bin ich gut: Neulich musste ich einen Deko-Hirsch kaufen. Ich bin zufällig an dem Laden, in dessen Schaufenster er stand, vorbeigelaufen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Er hat mich so freundlich und weise angesehen, dass ich nicht widerstehen konnte. Trotzdem habe ich versucht, mich dagegen zu wehren. Ich bin in etwa siebenmal um den Laden herumgeschlichen, ehe ich mich hineingetraut habe. Dort habe ich den Hirsch in die Hände genommen. Er sah aus wie ein Second-Hand-Hirsch, schon ein bisschen abgeschrabbelt, als hätte er in den letzten Tagen und Wochen massiv unter seiner Besitzerlosigkeit gelitten. Also habe ich ihm ganz heimlich zugeflüstert, das schon alles so kommen wird, wie es soll und das er am Ende ein neues Zuhause finden wird, das ihn ganz bestimmt glücklich macht. Der alte Mann, der sich im Regal neben mir Teller anschaute, wirkte ziemlich irritiert von dem Zwiegespräch zwischen dem Hirsch und mir, weshalb ich rot wurde und ernsthaft versuchte, den Laden zu verlassen. Es gelang mir nicht. Ich tingelte drei Runden durch den Laden und kam mir am Ende ziemlich bescheuert vor, als ich mir den gar nicht so kleinen Hirsch unter den Arm klemmte und mich auf den Weg zur Kasse machte. Jetzt habe ich etwas, was niemand braucht: Einen Hirsch. Und ich liebe ihn sehr.


An einem Stadtmarathon teilnehmen.

Tatsächlich hat diese Idee Ende 2016 zu meinen Plänen für 2017 gehört. Aber irgendwie habe ich das Joggen nicht lange genug durchgehalten. Ich war immer jemand, der seine sportlichen Aktivitäten langsam ausbauen muss, um erblich bedingte Gelenkschmerzen zu vermeiden. Aber "langsam mal mit Sporteln anzufangen" ist nicht so mein Ding. Denn wenn ich mich für etwas entscheide, dann übertreibe ich es gerne und werde fast schon exzessiv in der Ausführung. Das ist wohl einer der Gründe, warum ich nach den 10 Kilometern, die ich joggen konnte, irgendwann abgestorben bin. Der andere Grund war, wie sollte es auch anderes sein, definitiv Faulheit.
Im Moment fehlt mir der Anreiz, um das Laufen wieder aufzunehmen. Meine Freunde laufen dieses Jahr den "Mallorca-Marathon". Aber um da mitzulaufen, ist mir die Stadt ein wenig zu bergig. Das heißt, ich müsste dieses Jahr alleine an den Start gehen, bei irgendeinem anderen Marathon. Und dafür fehlt mir bisher noch ein bisschen die Motivation. Auch wenn ich schon gerne würde. Mmh. Vielleicht sollte ich den Gedanken mal festhalten. 


Holzhacken für ein romantisches Lagerfeuer. ✔ /

Lagefeuer gab es in meinem Leben schon eine ganze Menge. Ich kann mich nur an keines erinnern, das wirklich romantisch war. Meistens waren unsere Lagerfeuer immer eher blau. Und witzig. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich eine dieser Lagerfeuer-Erfahrungen gegen ein "romantisches Lagerfeuer" würde eintauschen wollen.
Meine Lieblingslagerfeuer-Erinnerung ist diese hier:
Es war ein Freitag in irgendeinem Sommermonat vor ein paar Jahren. Wir beschlossen spontan, zelten zu fahren, kauften Unmengen von Bier und Schnaps, die wir - ich weiß nicht mehr warum - mit dem Zug transportierten, nur um, angekommen am Zeltplatz, festzustellen, dass dieser keine freien Plätze mehr hatte. Also fuhren wir zurück, übernachteten im Garten eines Freundes und beschlossen am nächsten Morgen ganz früh, immer noch reichlich angetüdelt, auf das Bier zu verzichten, aber den Schnaps einzupacken und in Zweiergruppen zu einer Talsperre im Naturschutzgebiet zu trampen. Auf einer Strecke von etwa 35 Kilometern mussten wir siebenmal das Auto wecheln, bis eine ganz alte Dame sich schließlich erbarmte, uns an unser Ziel zu bringen. Am Ziel campten wir wild. Für einige Tage verbrachten wir dort einen leichten, unbeschwerten Sommer. Wir schwammen in dem verbotenen Wasser, hackten verbotenes Holz, schliefen am verbotenen Ufer. Abends saßen wir am Lagerfeuer und tranken Schnaps. Tagsüber bauten wir mit dem Holz, was übrig geblieben war, ein Floß und ließen uns stundenlang über das Wasser treiben.  


Eine Geheimsprache entwickeln.

Ich kann fließend die Löffelsprache sprechen. Aber die habe ich mir nicht selbst ausgedacht. Jedoch habe ich als Kind sehr wohl eine eigene Möglichkeit gefunden, mich zu verständigen. Ob diese Art Geheimsprache gemeinhin bekannt ist, weiß ich nicht. Ich habe es nie überprüft. Mir hat es gereicht zu wissen, dass ich Dinge verschlüsselt notieren kann, ohne das sie sofort zu durchschauen sind. Ich brauchte eine solche Sprache, denn immerhin war ich Anführerin mehr als eines Geheimclubs.
Wseinen dzieeisleen lkeoseennnen fiicnhde sfiaemos.

Kommentare

  1. na du bist gut! da muss ich mich bei einigen dingen noch ran halten;-)

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    1. Ich habe auch noch einiges auf meiner (eigenen) Liste. Und die eigenen Listen sind ja bekanntlich wichtiger als die, die uns andere Menschen schreiben. ;-)

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  2. Mich interessiert nun der Weltrekord.

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  3. @Unnützen Kram kaufen: Ist mir völlig fremd. *hüstel* Aber ich kann unnützen Kram bestellen. Etwa Selbsthilfebücher. Oder einen zauberhaften Weihnachtsmann, der aussieht wie eine Mischung aus rotbemütztem Zwerg und ZZ Top (die Bartträger, nicht der Schlagzeuger). Und der auf dem Bild total klein aussah. Nach Kaffeetassenformat. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als der Paketbote mit einem monströsen und sehr schweren Karton ankam... denn der verdammte Weihnachtsmann-ZZTop-"Zwerg" ist 50 cm hoch. 50! Das liegt an dem Mützenzipfel, der schon alleine 10cm misst. Ein ganz besonders prächtiges Zipfel-Exemplar. Normalerweise stellt man den Zwerg wohl in den Garten, aber ich habe keinen Garten. Darum steht er neben dem Fernseher. Ganzjährig. Und erinnert mich alleine durch seine Anwesenheit daran, auch aufs Kleingedruckte zu achten.^^

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    1. Jeder - absolut jeder - gute Mensch hat einen Garten(weihnachts)zwerg. Das deiner der Größte ist, spricht also einfach nur für dich! Ein Foto von diesem Zwerg würde mich, als Gartenzwerkliebhaberin und -anmalerin, ja sehr interessieren. :-)
      Hat er einen Namen, der Zwergige?

      Danke, ich musste sehr über deinen Kommentar schmunzeln! :-)

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    2. Aber natürlich hat er einen Namen. Er heißt Zwerg. ;))

      [Und ich rede morgen mal mit Zwerg, ob er Lust auf ein Foto hat. Ich denke, er ist eine kleine Rampensau und wird mit Freude Ja sagen.^^]

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  4. Darf ich mir das hier als "Stöckchen" zweckentfremden und mitnehmen?
    Die Liste finde ich interessant!

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    1. Du darfst absolut alles.
      Immer und immer wieder gerne. :-*

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