Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Mimimi-Gedöns

Der Tag birgt zwei Erkenntnisse, die direkt auf einander folgen:

Erkenntnis 1: Ich wünsche mir einen Kleiderschrank. Als Kind zweier Steineschmeißer und Hausbesetzer hatte ich nie so einen richtig tollen Kleiderschrank. So einen total spießigen. Irgendwie hat sich das nie ergeben. Deshalb habe ich momentan ein halbes Kleiderzimmer, das viel zu klein ist. Ich finde gar nichts, habe gar keine Klamotten und alles, was ich anprobiere, sieht doof aus. Und überhaupt mag ich mein Spiegelbild heute nicht. Und weinerlich bin ich auch. Pah.

Erkenntnis 2: In starrer Regelmäßigkeit versucht mein Umfeld mir zu vermitteln, dass ich völlig überarbeitet bin. Beweisführend werden chronischer Schlafmangel durch 24/7-Rufbereitschaft und das durchgängig hohe Stresslevel im Job angeführt. Sturköpfig wie ich bin, streite ich Theorien dieser Art jedoch grundsätzlich ab. Dass an solcherlei Worten aber vielleicht doch etwas dran ist, wird mir bewusst, während ich mein "halbes Kleiderzimmer" aufräume. Dabei rutsche ich nämlich auf der weißen Corsage, die ich vorhin achtlos auf den Boden habe fallen lassen, aus und kippe der Länge nach über den Wäschetrockner. Lediglich die Tür verhindert meinen Aufschlag im Nachbarzimmer, indem sie meinen Kopf ziemlich hart ausbremst. Erst bin ich ziemlich verwirrt, dann werde ich, meinem Wesen vollkommen entgegen, ziemlich wütend und trommle mit meinen Fäusten auf den Wäschesack ein, der neben mir liegt. Und trete mit den Füßen nochmal nach. Bis ich irgendwann mädchenmäßig anfange zu weinen und gar nicht mehr aufhören kann. Himmel. Mir war nicht bewusst, WIE dünn mein Nervenkostüm gerade ist. Anstatt jetzt in die Stadt zu fahren, um Weihnachtsgeschenke einzukaufen, würde ich mich viel lieber auf dem Sofa zusammenrollen und schlafen. Überhaupt erscheint mir die Aufgabe, jetzt Autozufahren und mich in das vorweihnachtliche Getümmel zu stürzen, sinnlosen Smalltalk mit seltsamen Verkäufern zu führen und mich zwischen irgendwelchen Geschenken, von denen vielleicht keines richtig passt, entscheiden zu müssen, doof und anstrengend.

Mimimi.
Und nun genug rumgeheult.
Ich gehe jetzt einkaufen...

Kommentare

  1. Vielleicht bist Du tatsächlich überarbeitet. So etwas führt zu komischen Nebenwirkungen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na, solange die Nebenwirkungen nur komisch sind... Und das sind sie ja offenbar. Wenn man die unterschiedlichen Schuhe, die ich vor kurzem getragen habe, bedenkt.

      Löschen
  2. Du solltest Dir selbst weitaus mehr Zeit und Priorität für Dein Leben einräumen...nutz die Weihnachtsfeiertage, um ein wenig runterzukommen und auszuschlafen. Ausgeschlafen sieht die Welt gleich viel freundlicher aus :-)

    AntwortenLöschen
  3. Äh ja.
    Du weißt es doch schon selbst, das das nicht gesund sein kann, wenn man ständig verfügbar ist.
    Den Wäschesack zu verdreschen hilft da auch nur bedingt, obwohl der das ja bereitwillig mit sich machen lässt.
    Meine Erfahrung mit der permanenten Verfügbarkeit:
    Weil ich ja wusste, jederzeit kann der Anruf kommen, hab ich dann irgendwann gar nix mehr für mich gemacht. Weil die Enttäuschung, wenn ich unterbrechen musste mich dann schon mehr nervte als alles andere.
    Kein Hobby mehr, kein Treffen mit Freunden mehr... nicht mal mehr Bücher lesen.
    Weißt Du, wie bescheuert ich mir vorkam?
    Ich hab die Reißleine gezogen. Und erst viel, viel später begriffen, wie gefährlich nah am Burnout ich zu der Zeit war.
    Seitdem gibt es Zeiten, die sind nur für mich. Da bin ich schlicht und ergreifend nicht verfügbar. Für niemanden. Ich bin ja in einer Zeit groß geworden, als man zum telefonieren noch 2km in die nächste Telefonzelle latschen musste. Jetzt ist das Handy halt aus.
    Deshalb dreht sich die Erde trotzdem weiter, und die Sonne geht auch jeden Tag auf. Das tun beide ja schon seit ein paar Jahren, und sie werden es auch weiter tun.
    Nimms bitte nicht übel das ich hier ziemlich direkt werde. Was Du da beschreibst, das klingt nur fatal nach mir vor zehn Jahren....

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich-Zeiten sind eine tolle Idee, finde ich. Danke für den Hinweis. Irgendwann habe ich das mal gemacht, aber dann ist genau das irgendwo im Chaos untergegangen.
      Ich will gar nicht ständig verfügbar sein. Überhaupt nicht.
      Dennoch ist es aber - leider - auch ein Teil meines Jobs.

      Sei gerne direkt.
      Damit kann ich etwas anfangen.
      Danke für die offenen Worte. :-)

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Unglücklichsein

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Schmerzgedächtnis