Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Tagebuchsachen

Mmh. Ich habe das dringende Bedürfnis zu schreiben, aber kann das, was in meinem Kopf vorgeht, nicht so wirklich in Worte fassen. Wenn ich mir vergangene Posts zu Gemüte führe, stelle ich fest, dass es seit 2012 immer wieder die gleichen Themen sind, die ich schreiberisch verwurste:
  • Posts zu irgendwelchen diffusen Selbstzweifeln
  • Posts zum Job
  • Posts zu schweren Themen wie Missbrauch, Akoholismus usw.
  • Posts zur "Sehnsucht nach mehr" - mehr Leben, mehr Menschen, mehr Intensität
  • Posts über Alltagsbegegnungen
  • ...
Seitdem mir das so klar vor Augen steht, zweifle ich am schreiben. Der Gedanke, dass ich mich mit diesen Themen auseinandersetze bis ich weiße Haare habe und ganz runzlig im Gesicht bin, beunruhigt mich. Stillstand macht mir Angst. Und ich frage mich, ob ich mich in den letzten Jahren wirklich weiterentwickelt oder mir das nur eingeredet habe.
Um etwas neues zu erzählen, könnte ich schreiben, dass das Formicarium mittlerweile leer ist und ich wochenlang überlegt habe, es durch ein Aquarium zu ersetzen. Damit ich (mindestens) einen Kugelfisch kaufen und ihn Peter nennen kann. Oder wenn es zwei Kugelfische werden: Klaus und Klaus. Allerdings habe ich mich aus Gründen der artgerechten Haltung gegen die Kugelfische entschieden. Stattdessen habe ich beschlossen, darauf zu warten, dass im Tierheim eine Schildkröte abgegeben wird, die ich in Obhut nehmen und Henriette taufen kann. Dann bin ich die Frau mit den zwei Katzen und der Schildkröte. Aber ganz im Ernst? Ist es nicht eigentlich ziemlich sinnfrei über solche Themen zu schreiben?

Mit dem Bloggen angefangen habe ich, weil ich zunächst meine Tagebücher versiebt und später regelmäßig meine Computer geschrottet habe. Unzählige Male habe ich mich darüber geärgert, dass mir alles abhanden gekommen ist. Aber heute frage ich mich, was eigentlich diese vielen Worte sollen? Letztendlich ist all das nur Datenmüll.
Zwar fehlt es mir nicht unbedingt an Themen über die ich schreiben könnte, aber ich finde nicht die richtigen Worte. Normalerweise behaupte ich an dieser Stelle gerne lächelnd, dass die 26 Buchstaben des Alphabets mir einfach zu wenig sind. Aber ich glaube, dass es in Wahrheit an mir liegt, dass immer der gleiche Mist herauskommt. Ich drehe mich im Kreis. Und zwar so lange, bis mir schwindelig wird.
Willkommen im Blog-Loch.

Kommentare

  1. Drehen wir uns nicht alle meist im Kreis und noch öfter nur um uns selbst?

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    1. Was den ersten Teil deines Kommentares betrifft, hast du sicher Recht. Ich hoffe ein bisschen, dass der zweite Teil nur bedingt stimmt. Nur um sich selbst zu kreisen erscheint mir nicht erstrebenswert zu sein?

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  2. Ob du dich im Kreis bewegst oder unmerklich doch Vorwärts kommst?
    Die Zeit zeigt es.

    Ich mag deine Gedanken und Worte. Sie helfen mir manchmal beim Nachdenken über mein Leben und mich ��

    Miss Feinsinn

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    1. Schön, dass du hier bist, Miss Feinsinn. Ich habe mich über deinen Kommentar gefreut.
      Wenn du manchmal etwas aus den Worten, die hier gesammelt werden, mitnimmst, dann erscheint mir das Schreiben gleich weniger sinnlos.
      Stimmt. Die Zeit wird zeigen, ob ich mich im Kreis bewege.
      Oder dieser Blog: Ich bin gespannt, ob ich ihn in 50 Jahren lese und feststelle, dass ich mich mein Leben lang um die gleichen Fragen herum bewegt habe. Die Vorstellungs ist gruselig.

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  3. Zum Einen, es ist kein Datenmüll.
    In kosmischen Maßstäben und Zeiteinheiten mag er das sein, aber für die Spanne eines Menschenlebens (und nur dazu können wir sinnvollerweise etwas sagen) ist er es nicht.

    Es ist in Worte gegossene Gefühls- und Gedankenwelt.
    Genau das, was Menschsein ausmacht.

    Ich empfinde den so entstehenden output von Dir auch keineswegs als Mist - das wäre
    eine Fehleinschätzung :-*.
    Auch ich MAG Deine Gedanken und Worte. Und ich finde, es sollte mehr Menschen geben,
    die so zu denken und fühlen (und darüber schreiben) vermögen.

    Etwas Anderes ist, dass Du das Gefühl hast, Dich im kreis zu drehen.
    Das kann nicht ganz von der Hand gewiesen werden.
    Aber zum Einen ist genau das ein Teil von Dir.
    Und zum Anderen ist genau dies etwas, was nur in Deinen eigenen Händen liegt:

    Wenn Dir schwindelig wird, steig von Deinem eigenen Karussell runter - und wirf nicht weiter Münzen nach :-).

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    1. Du, Rain?
      Es ist schön, dass es dich gibt.

      Und nun zum Kommentar ;-)
      Ich war frustriert, als ich diesen Post geschrieben habe. Wie du sicher gemerkt hast. Deswegen ist die Wortwahl ein wenig überspitzt ausgefallen.
      Verrate mir, Rain, warum du bloggst?
      Was ist der Sinn hinter der Bloggerei?
      Eine Art von Exhibitionismus? Hilft das Schreiben, Struktur in die eigenen Gedanken zu bringen? Ist es eine Rückversicherung/Legitimierung der Gedanken und Gefühle? Warum schreiben wir? Wenn doch am Ende eh die ganzen Worte als Datenmüll versanden.
      Das sind die Fragen, die ich mir zurzeit, frei von Dramatik, stelle.
      Mittlerweile habe ich vermutlich weit über 25 000 A4-Seiten mit Posts auf meinem Rechner. Und es sind keine dreizeiligen Posts. Ich kann nur erahnen, wie viel Zeit ich investiert habe, all das niederzuschreiben. Und manchmal frage ich mich, warum ich das tue. Auch wenn ich es zweifelsohne nicht werde lassen können.

      Ja, ja.
      Die Karussell-Anspielung hab ich verstanden. ;-)

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  4. Das, was ich hier bisher gelesen habe, vermittelt mir den Eindruck einer selbstreflektierenden Person. Daher bin ich nicht der Meinung, dass du stillstehst. Die Gabe, sich selbst immer wieder zu hinterfragen (sich dabei aber nicht zu zerfleischen!!!) ist etwas sehr kostbares, und lässt dich dich weiter entwickeln. Was ich hier lese, ist oft starker Tobak, mit dem man (du) erst mal fertig werden muss. Ich habe wesentlich weniger dramatische Geschichten erlebt, und habe Jahre gebraucht, mich davon zu lösen, mich, um in deinem Terminus zu bleiben, weiter zu entwickeln, frei zu sein. Ich kann ja nur aus der Entfernung sprechen und aus dem geschriebenen Wort mir was zusammen reimen. Dein geschriebenes Wort vermittelt mir den Eindruck, dass du mit deinen Themen recht gut umgehst. Von daher hast du dich vermutlich schon wesentlich mehr weiter entwickelt als manche Menschen in ihrem ganzen Leben fähig sein werden. Sei nicht so streng mit dir. Es tut gut, sich selbst mit etwas mehr Liebe und Nachsicht zu sehen. Bei anderen tut man es ja auch gemeinhin...

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    1. Dein Kommentar hat mich lächeln lassen. Denn du gibst mir einen Rat, den ich anderen Menschen auch gerne gebe: "Es tut gut, sich selbst mit etwas mehr Liebe und Nachsicht zu sehen."
      Damit hast du absolut recht.
      Allerdings fällt es mir leichter, anderen Menschen gegenüber Liebe und Nachsicht walten zu lassen. Mir selbst gegenüber verhalte ich mich gerne übermäßig kritisch und merke es zumeist nicht einmal.
      Danke für die lieben Worte und die Erinnerung, nachsichtiger gegenüber sich selbst zu sein. Beides nehme ich mir zu Herzen.

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