Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der anderen Seite

Der Sommer ist die Hochsaison unserer Branche. Dementsprechend ausgelaugt fühlen wir uns zurzeit. Auch ich, obwohl ich erst seit ein paar Tagen aus dem Urlaub zurück bin. Die belastende interne Personalsituation - wir kämpfen uns zurzeit mit halber Personalstärke durch die Tage - ist bedrückend. Und macht in Kombination mit dem warmen Wetter einfach müde.
In einem kurzen Moment, in dem gerade keines der drei Telefone, die vor mir liegen, klingelt, fallen mir die Augen fast zu. Frustriert starre ich auf den Bildschirm meines Rechners. Ohne zu arbeiten. Ich will nur einen Augenblick durchatmen.
Leise tritt meine Chefin von hinten an mich heran. Sie zieht mich in eine Umarmung und setzt mir einen sanften Kuss auf das Haar.
"Danke, dass du das mit mir durchziehst.", sagt sie leise, bevor sie sich umdreht, um sich wieder ihrer eigenen Arbeit zuzuwenden. Ich halte sie auf.
"Kannst du das nochmal machen?", bitte ich sie.
Sie lächelt.
"Dich umarmen?", fragt sie.
Ich nicke.
"Genau das brauche ich jetzt.", sage ich.
Dieses Mal hält sie die Umarmung.
Und statt einem Kuss bekomme ich sechs oder sieben.
Sie wappnen mich für den Sturm, der nur Sekunden später erneut losbricht.

Und das ist die andere Seite meines Jobs:
Ein funktionierendes Team, in dem alle an einem Strang ziehen und sich gegenseitig den Rücken freihalten. Uns verbindet Freundschaft. In guten, wie eben auch in schlechten Tagen.


Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Willkommen im Zauberreich. Da dieser Blog ziemlich viel persönlichen Krimskrams enthält, lassen Sie uns einander doch duzen:

Schreib mir gerne einen Kommentar, bringe mich zum nachdenken, schmunzeln oder lachen. Aber bitte vergiss nicht, dass dieser Blog ein Spiegel meines Innen- und Gedankenleben ist. Ich würde mich demnach freuen, wenn du deine Worte sorgfältig wählst und behutsam mit den Dingen umgehst, die ich hier niederschreibe. Außerdem möchte ich dich darum bitten, mir deinen Namen oder wenigstens ein Kürzel unter dem Kommentar zu hinterlassen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Dankeschön!

Bitte beachte zudem, dass die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://zauberreich.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vom Kaffee und vom Leben

Vom Unglücklichsein

Vom Schmerzgedächtnis