Von der Betrügerin in mir
Manchmal, wenn der Tag sich dem Ende entgegen neigt und meine Kraftreserven verbraucht sind, habe ich Angst davor, eine Betrügerin zu sein. Ich bin mir oft nicht sicher, ob es nicht den einen oder anderen Menschen in meinem Leben gibt, der wesentlich mehr in mir sieht, als ich bin. Denn ich glaube, rein realistisch betrachtet, bin ich eigentlich ziemlich wenig. Also: Durchschnittlich. Normal. Nicht besonders hübsch, nicht besonders intelligent, nicht besonders. Ich kann auch nichts überdurchschnittlich gut. Viele Dinge habe ich mal ausprobiert - Stockkampf, Gleitschirmfliegen, Motocross, Improvisationstheater - , aber in keinem dieser Dinge habe ich je irgendeinen Anflug von Talent bewiesen. Zwar kann ich eine Handoberfräse bedienen, eine Wand mauern und tapezieren, aber bei jedem zehnten Nagel, den ich in die Wand schlage, rutsche ich trotzdem ab und haue mir mit den Hammer auf den Daumen. Und ich frage mich Tag für Tag, wann mal auffällt, wie unfähig ich eigentlich bin. Dass ich eigentlich die ganze Zeit nur hochstaple.
Vielleicht würde ich mich mehr wie ich selbst fühlen, wenn man mich endlich als Betrügerin entlarven würde. Oder ist das hier, dieser Text, schon ein Ausdruck dessen, was ich bin?
Ich habe keine Ahnung, wer hinter all diesen Worten steckt.
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Solche Gedanken kenne ich.
AntwortenLöschenEs beruhigt mich, dass ich mit diesen Gedanken nicht alleine bin. Danke.
LöschenMich hat es irgendwie beruhigt zu lesen, dass sogar Sheryl Sandberg in ihrem Buch von ähnlichen Gedanken berichtete. Glaube, sie nannte das Hochstapler-Syndrom und das ist wohl vor allem bei Frauen weit verbreitet. Schrieb sie zumindest. Seither nehme ich diese ständig wiederkehrenden Gedanken etwas gelassener hin. Etwas. ;)
AntwortenLöschenOh... Vielen lieben Dank für deinen Kommentar - ich werte das gleich mal als Empfehlung und gehe das dazugehörige Buch von Sheryl Sandberg suchen. Ich brauche unbedingt noch interessante Lektüre für den Urlaub. Und vermutlich würde es mir auch ganz gut tun, diese Gedanken etwas gelassener hinzunehmen.
LöschenIch habe das Buch sehr gerne gelesen. Von daher: ja, Leseempfehlung. ;)
LöschenWelches war es denn genau? Es gibt mehrere... Für einen Tipp wäre ich dankbar! :-)
LöschenSchau mal nach "LEAN IN". ;)
LöschenDanke dir! :-))
Löschenich denke, jeder hat solche gedanken im laufe seines lebens. wir werden einfach zu sehr darauf gedrillt uns selbst die ziele zu hoch zu stecken. wenn wir das nicht erreichen fühlen wir uns als versager. es gibt einen spruch: 100% sind in der realität niemals zu erreichen, egal um was es geht, eal wie sehr man sich anstrengt. also wenn man 85% erreicht hat, dann ist man verdammt gut, 70% sind völlig ausreichend. mir geht es jedenfalls besser mit erreichten 70%. ;-)
AntwortenLöschenStimmt. Die Devise ist Leistung: Höher, schneller, weiter. Vielleicht wird es Zeit, alles mal ein wenig zu entschleunigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich auch an 70% gewöhnen könnte...
LöschenEin Vorstand von IBM Deutschland hat einmal rechnerisch begründet, warum es für jede Firma und jeden Menschen ein ineffektiver WAHNSINN ist, ein System / einen menschlichen Arbeitsplatz mit mehr als 85% Auslastung zu planen / anzusetzen.
LöschenEs führt unausweichlich zu Verlusten.
85% sind demnach nicht nur "verdammt gut", wie Würfelzucker sagt - es ist sogar das planbare Maximum.
Ich selbst schaue immer, dass ich unter 80% Reaktorleistung bleibe.
Es gibt immer wieder Phasen, in denen ich auf 110% gehen muss - und dann brauche ich die Reserven von vorher. Sonst bin ich dann nicht "gut".
Im Moment fühle ich mich wie einer dieser Verluste.
LöschenGut bin ich. Bin ich wirklich. Nur sicher nicht dauerhaft, wenn es so bleibt, wie es gerade ist.
Es ist schön, dass du so gut auf dich aufpasst!