Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Hochgespultsein

Freitagnachmittag spüre ich, dass ich allmählich an meine Grenzen stoße.
Da ist zum einen der Job, der tagtäglich 100% von mir fordert, und in dem es absolut keine Gelegenheiten gibt, mal zur Ruhe zu kommen. Unendlich viele Dinge müssen zeitgleich erledigt werden. Ohne den Überblick über die Gesamtsituation zu verlieren. Am Nachmittag beginnt mein Körper mit Übelkeit und Schwindel zu kämpfen. Der Kreislauf ist es nicht. Zumindest zeigt mein Körper nicht die Anzeichen einer Kreislaufschwäche. Ich arbeite einfach jegliches Unwohlsein weg. Was anderes bleibt mir bei der momentanen Bürobesetzung auch einfach nicht übrig.
Zum anderen läuft es im privaten Bereich im Moment auch eher suboptimal. Ich verstricke mich in allen möglichen Gedanken, drehe mich im Kreis und kämpfe mit Gefühlen, die ich eigentlich nicht haben sollte, weil sie mir nicht zustehen. Sehnsucht und Eifersucht sorgen für ein Wechselbad der Gefühle. Dabei balanciere ich permanent auf dem Grat zwischen dem Bedürfnis nach Nähe und der Angst, mich zu verletzbar zu machen, die mich zwingen will, Distanz zu erzeugen. Die aktuelle Erschöpfung, die ich in wirklich jeder Faser meines Körper spüre, intensiviert diese Gefühle.
Vor allem aber fühle ich mich allein. Mit allem. Dem Job, dem Haushalt, den wirren Emotionen. Um mich von all dem, was in meinem Kopf gerade Achterbahn fährt, abzulenken, fange ich nach der Arbeit an, die Wohnung aufzuräumen. Das beschäftigt mich tatsächlich mehrere Stunden. Küche, Bad, Schlafzimmer, Kleiderkammer, Balkon. Ich schneide sogar die Blumen. Einzeln. Bis mir irgendwann gegen 21 Uhr einfällt, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. Nicht gut.

Gegen 23 Uhr falle ich in einen traumlosen Schlaf. Aber ich wache schon wieder um 5 Uhr auf. Liege wie hochgespult in meinem Bett und fühle mich, als hätte ich Pep genommen: Todmüde, aber vollkommen aufgeputscht. Keine Chance auf mehr Schlaf. Obwohl ich die Anspannung und die Erschöpfung in meinen Gliedern spüren kann. Also stehe ich auf. In meinem Posteingang entdecke ich eine neue Nachricht von T. Dieses Mal auf einer anderen E-Mail-Adresse. Und da die Nerven dünn sind und meine Geduld endlich ist, reagiere ich dieses Mal darauf. Ich weise ihn darauf hin, dass er mich darum gebeten hat, absolut konsequent zu sein und keinen Kontakt mehr zu ihm zu suchen, weil es ihm nur so wieder gut gehen kann. Kurz führe ich an, dass ich all seinen Bitten nachgekommen bin, von ihm nun aber die selbe Konsequenz erwarte. Außerdem weise ich ihn daraufhin, dass meine Name noch immer in einem gemeinsam aufgebauten Projekt genannt ist und das ich möchte, dass er diesen entfernt. Das Logo, das ich entworfen habe, lasse ich ihm. Natürlich.
Ehrlich? Meine Mail ist alles andere als nett. Und hinterher fühle ich mich schlecht. Aber ich glaube und hoffe, dass es sinnvoll ist, Grenzen aufzuzeigen. Für ihn, aber auch für mich. Ich bin niemand, der sich erst zum Teufel jagen und dann wieder einfangen lässt. Für gewöhnlich entsorgt man mich genau ein einziges Mal.

Irgendwie muss ich es dieses Wochenende schaffen, mal runterzukommen und mich zu entspannen.
3 Wochen noch bis zu meinem Urlaub.
Die muss ich irgendwie noch überstehen.
Aber mich zu entspannen fällt mir gerade so schwer.

Kommentare

  1. Es ist schon erschreckend, wie schwer es manchmal sein kann, zu entspannen.

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    1. Wenn ich das so formuliert von dir lese, habe ich irgendwie das Gefühl, dass... es albern ist, sich nicht enspannen zu können (womit ich dir jetzt nicht unterstellen will, dass du das so gemeint hast). Vielleicht sollte ich mich selbst ein bisschen weniger ernst nehmen. :-)

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    2. War auch nicht so gemeint.

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    3. Das ist gut.
      (Übrigens switche ich, glaube ich, immer zwischen dem "Sie" und dem "Du". Habe beschlossen, jetzt einfach beim "Du" zu bleiben. Im Gegenzug verspreche ich dir auch hoch und heilig, kein getarnter Geheimagent zu sein. Ehrlich. :-))

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    4. Das finde ich sehr beruhigend.

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  2. Kenn ich leider manchmal auch. Bei mir ist die innere Unruhe dann manchmal so groß, dass ich erst gar nicht in den Tiefschlaf komme.
    In solchen Phasen haben drei Sachen bei mir zumindest einen leichten Effekt:
    Eine halbe Stunde bevor ich schlafen will, keine spannenden Bücher oder Filme, nichts Spannendes am PC.
    Ich höre mir das hier https://goo.gl/idK3bG bei YouTube an, inzwischen bin ich so konditioniert ;-) dass ich bei den ersten Tönen schon entspanne. Gehört nicht unbedingt zu meiner Hitliste, ist aber hilfreich.
    Und wenn ich früher als gewollt aufwache und nicht mehr einschlafen kann, ist es halt so. Ich nerve mich dann nicht mehr selber mit aller Gewalt wieder einschlafen zu wollen. Bleibe im Bett liegen und gönne zumindest meinem Körper die Ruhe, evt. lese ich noch
    Vielleicht ist etwas davon ja auch für Dich passend

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    1. Danke für die Ratschläge, liebe Miss Whimsy. Ich werde sie auf jeden Fall ausprobieren. Alle. Ich bin für jeden Tipp dankbar...

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