Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von Erbeerfeldern und Tattoos

Ich überlebe eine weitere Autofahrt mit ihr. Wir fahren in Gemeinschaftsarbeit: Das heißt: Sie hält das Lenkrad fest und ich schalte. Während sie immer wieder neue Musik auf ihrem Handy sucht, erzähle ich ihr, wo sie laut stummgeschalteten Navi abbiegen soll, bringe sie dazu hochzusehen, wenn sie dabei ist in den Gegenverkehr abzudriften und weise sie manchmal, mehr oder weniger panisch, darauf hin, dass sie mal bremsen könnte. Sie amüsiert sich lediglich darüber. "Bleib locker, Muschelmädchen.", ruft sie dann fröhlich.
Mit quietschenden Reifen parkt sie das Auto schließlich vor einem Tattoo-Studio. Überrascht sehe ich sie an. Das nenne ich spontan. Und ich bewundere sie zweifelos für ihre Spontaneität. "Wir sind da!", klärt sie mich auf und fordert mich schließlich strahlend dazu auf, auszusteigen. Ohne weitere Worte zu verlieren, steigen wir aus dem Auto und fallen quasi ins Tattoo-Studio hinein. "Hallo", begrüßt sie den Tätowierer freudestrahlend. Und fragt sogleich: "Habt ihr Zeit?". Die Frage wird lächelnd verneint. Ein guter Tätowierer hat nie einfach so Zeit. Hier läuft alles nach Termin. Und mit Anzahlung. Also greift sie nach meiner Hand und zieht mich wieder aus diesem seltsamen Laden hinaus. Wir fahren einfach irgendwo anders hin und nehmen mit, was uns vor die Füße fällt.

Später spazieren wir durch ein riesiges Erdbeerfeld. Die Sonne scheint am wolkenlosen Himmel. Bis auf ein paar vereinzelte Vögel, die ein leises Lied zwitschern, ist es still. Wir naschen hier und da ein paar Erdbeeren, genießen den süßen Geschmack, der allmählich auf der Zunge vergeht. Friedlich ist es hier, denke ich, als mein Blick sich am Horizont verliert. Bis es mir wieder einfällt. Abrupt drehe ich mich zu ihr um.
"Was für ein Tattoo wolltest du dir vorhin eigentlich stechen lassen?", frage ich.
"Mir?", sie schaut verwirrt, "Gar keins. Ich wollte dir ein Tattoo stechen lassen."
Verblüfft starre ich sie an.
Sie lächelt. Irgendwie tief. Herzlich.
"Glaubst du wirklich", fragt sie sanft, "dass du hier wegziehst und mich verlässt, ohne dass du ein Tattoo mitnimmst?"

Erst Stunden fällt mir wieder ein, dass ich eigentlich gar kein Tattoo will.
Ich hätte gerne ein eigenes Erbeerfeld.

Kommentare

  1. (*seufztleise*) Auch noch ein Erdbeerfeld??

    Also gut.
    Kommt auf die Liste.
    Die lange.

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    1. Die Liste ist ganz sicher riesig! Lass uns auch noch eine Kuh auf der Liste vermerken. Ich liebe Erbeermilch :-)

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