Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von dem Reißen des Fadens

Früher habe ich mir immer vorgestellt, dass alle Menschen, die mir etwas bedeuten, mit einer Art unsichtbaren Bindfaden mit mir verbunden sind. Dabei gibt es dicke und dünne Bindfäden, die unterschiedliche Farben und Stärken haben und nicht nur den Charakter des Menschen, der einem am Herzen liegt, sondern auch die Beziehung zu diesem spiegeln.
Nun nähe ich seit ein paar Wochen auf meiner Nähmaschine. Anfangs hatte ich oft das Problem, dass mir beim Nähen der Faden gerissen ist, weil die (Faden-) Spannung zu hoch war. Heute ist mir aufgefallen, dass das eine wunderbare Metapher in Bezug auf das Leben und meine Bindfaden-Theorie ist: Wenn die Beziehung zwischen zwei Menschen dauerhaft von einer hohen Spannung geprägt ist, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Faden, der die beiden verbindet, früher oder später reißt. Dann ist es Zeit, sich zu verabschieden.

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