„Stagnation macht meinen Geist rebellisch! Geben Sie mir Probleme, geben Sie mir Arbeit!“
(Film: Sherlock Holmes)
- E-Mail-Postfach
checken: 67 neue E-Mails. Alle überfliegen. 55 E-Mails löschen. 5
E-Mails ausdrucken. 4 E-Mails stillschweigend weiterleiten. 3 E-Mails
bearbeiten. Die 5 neuen Mails, die gerade eintrudeln, ignorieren.
- Teambesprechung:
Tages- und Aufgabenplanung. Den täglichen Sparwitz abholen. (Dieses
Mal: „Was sitzt auf einem Baum und schreit ´Aha´? Ein Uhu mit
Sprachfehler.“)
- Durchtelefonieren und Terminieren von 25 Bewerbern
- Meckern
mit dem Betreuer vom Arbeitsamt. Er hat mir auf meine vier
ausgeschriebenen Stellen einen Bewerber aufgebucht. Das ist mal nicht
viel.
- Schaltung von drei neuen Stellenanzeigen
- 7 Bewerbungsgespräche
- Bestes
Negativbeispiel aus allen Gesprächen: „Für 2500 Euro brutto gehe ich
nicht arbeiten. Meine absolute Schmerzgrenze liegt bei 2600 Euro netto.
Außerdem fahre ich mit der Bahn 30 Minuten zu Ihnen. Der Arbeitsplatz
ist mir viel zu weit weg! Außer sie geben mir einen Firmenwagen!“ Der
Bewerber hat keinen Schulabschluss und kann keinerlei Berufserfahrung
vorweisen. Und er trägt einen Jogginganzug. Und er riecht... Ach, lassen
wir das. Jeder der arbeiten will, soll arbeiten dürfen. Aber wer halt
nicht mag, den zwinge ich nicht, denn das würde nicht funktionieren.
Trotzdem ist es schade, dass er nicht arbeiten will. Solche Gespräche
sind einfach Zeitverschwendung.
- Bestes Positivbeispiel aus allen
Gesprächen: Der Bewerber und zukünftige Mitarbeiter beginnt fast zu
weinen, als ich ihm einen Arbeitsvertrag anbiete. Er hat eine
Suchterkrankung hinter sich und war deshalb lange in Therapie und nicht
arbeitsfähig. Ich schätze seine Ehrlichkeit und die offenen Worte über
seine Krankheit. Sowas mag ich. Da weiß ich als Arbeitgeber, woran ich
bin und kann mich darauf einstellen.
- Erstellung von drei Arbeitsverträgen
- Besprechung besagter drei Arbeitsverträge
- Schichtplanung von circa 67 Mitarbeitern
- Kurze Mittagspause. Mal wieder viel zu spät. Es lebe der Lieferservice.
- Diverse telefonische Kundengespräche (Terminabstimmung, Fragen zum Tarifwerk usw.)
- Mehrfache Umplanung der Schichtbesetzung aufgrund von Krankheitsausfällen
- Informieren der Mitarbeiter über zeitliche Veränderungen hinsichtlich ihrer Schicht
- Briefing der Produktionsleiter hinsichtlich zeitlicher Veränderungen in der Schichtbesetzung
- 3 Personalgespräche
- 1.
Gespräch: Ich versuche zu erläutern, dass ich die Maschinen in der
Produktion nicht anhalten kann, weil Herr Mustermanns seine Arbeitshose
nicht finden konnte und deshalb 2,5 Stunden zu spät zur Arbeit kommt.
Belasse es aber bei einer mündlichen Ermahnung. Hoffe auf Besserung.
Mustermännchen zeigt sich einsichtig.
- 2. Gespräch: Erklärendes
Gespräch zur fristgerechten Kündigung. Nein, es ist nicht erlaubt, in
den Produktionshallen zu rauchen. Deshalb hängen da überall diese
lustigen, bunten „Rauchen verboten“-Schilder. Wir möchten nämlich nicht,
dass sie sich selbst und ihre Kollegen in Gefahr bringen. Echt jetzt.
Und wir haben sie mehrfach ermahnt, sie sogar darauf hingewiesen, dass
ein erneuter Verstoß zur Kündigung führen kann. Sie haben trotzdem
wieder in der Halle geraucht und sich erwischen lassen. Ehrlich, die
Kündigung überrascht Sie? Hm. Mmmh. Was soll ich dazu sagen? Das tut mir
leid. Aber ich freue mich, dass es Ihnen und Ihren Kollegen gut geht
und sie nicht mit Ihrer Zigarette die Halle in Brand gesteck haben.
Wussten Sie eigentlich, dass das Material, mit dem Sie arbeiten,
hochentzündlich ist?
- 3. Gespräch, auf Wunsch des Mitarbeiters:
Er möchte gerne mehr arbeiten, um seiner Familie (ansässig im Ausland)
Geld schicken zu können. Ich erkläre, das Mehrarbeit möglich ist, aber
nur, wenn wir uns im Rahmen des Arbeitszeitgesetzes bewegen. Der
Mitarbeiter findet, dass das Arbeitszeitgesetz eine ziemlich blöde
Erfindung ist. In seinem Heimatland konnte er schließlich ohne Probleme
auch mal 20 Stunden am Stück arbeiten. Deutschland ist ein komisches
Land. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um ein Schmunzeln zu
unterdrücken.
- Planung, Organisation und Terminierung einer Fortbildung.
- Von Posteingang/-ausgang, Ablage, Telefon und ähnlichen fange ich mal nicht an.
- Und dann mag ich einfach nach Hause...
Ein
ganz normaler Tag. Ich liebe meinen Job. Vor allem die Menschen, die
meinen Job ausmachen. Auch wenn ich Abends meistens zu 100% einfach nur
platt bin und direkt aus den Schuhen heraus aufs Sofa kippe.
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