Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von einem Kompliment

Morgens beobachte ich den huebschen Kellner dabei, wie er die Tische abraeumt. Genauer gesagt beobachte ich seinen Hintern. Der ist naemlich mindestens ebenso beeindruckend wie sein Gesicht, denke ich, waehrend mir einfaellt, dass ich in der vergangenen Nacht von weltveraenderndem Sex getraeumt habe.
Hach. Die Sonne hier macht mich wunderbar traege und wollluestig.

Spaeter sitze ich noch immer im weichen Gras, geniesse Sonne und Wind auf der Haut, aber meine Gedanken schweifen von der Lust hin zu dem Zauber, der mir im Moment so sehr in meinem Alltag fehlt. Ich muss einfach selbst wieder mehr zaubern, denke ich, dann wird sich alles andere wohl von selbst finden. Auch wenn es mich ebenso beruehrt, von anderen Menschen bezaubert zu werden, so hat es mir doch schon immer ein wenig mehr gegeben, selbst Zauber, Laecheln und Staunen zu erzeugen. Das ist die Erkenntnis, die ich von hier mit nach Hause nehme und die mich festigt: Ich muss dem Glueck eine Form geben und es greifbar machen. Ich muss gluecklich machen, um gluecklich zu sein. Noch viel mehr. Und ich darf das nicht (mehr) aus den Augen verlieren.

Schliesslich krame ich in meiner Handtasche nach einem Stift. Als ich einen finde, reisse ich eine Seite aus meinem Schundromoan heraus und schreibe, gut leserlich und in blauen Druckbuchstaben, etwas in einer anderen Sprache. Ich stehe auf, warte, bis ich den Blick meines Kellners auffange, nicke ihm zu und klemme den Zettel, waehrend er mir dabei zusieht, unter die Vase mit der orangen Primel. Dann greife ich nach meinem Reiserucksack, der Fototasche und meinem Handgepaeck und gehe, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich mag gar nicht sehen, wie der Kellner reagiert, wenn er meinen Zettel liest. Nur die Vorstellung will ich festhalten und mich in den kommenden Wochen von ihr naehren. Als ein letztes Gefuehl von Glueck, Freiheit, Meer und Salz. 

¨Laechle. Du bist wunderschoen.¨, steht auf meiner ausgerissenen Buchseite.

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