„Nichts Schönres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein ...“
(Ingeborg Bachmann, Aus: An die Sonne)
Entspannt sein. Arme und Beine von sich strecken. In einem warmen Raum liegen. Unter einer luftigen Decke. Einen leeren Kopf haben. Voller weißer Watte. Ganz flauschig und träge und weich. Leicht sein. Heimlich ein paar Zentimeter über der Bettdecke schweben. Die Augen locker geschlossen. Ein kleines Lächeln die Mundwinkel umspielend. Weil du an Peter Pan denkst und den Feenstaub. Daran, einfach nicht erwachsen zu werden. Sich treiben lassen. Die Welt loslassen. Unbeschwertheit. Offenheit. Vertrauen. Dann eine Berührung. Federleicht. Sich dem aufmerksamen Blick hingebend. Dem Zeigefinger nachspürend. Der sanft die Kontur deiner Augenbraue nachfährt. Gegen den Strich. Den Nasenrücken hinunter streicht. Vorsichtig. Kaum wahrnehmbar. Und auf deinen Lippen liegenbleibt. Ssssh, sag nichts. Bleib nur.
Jetzt vergräbt sich die Hand in deinen Haaren. Und eine zweite kommt hinzu. Eine Zeitlang wuscheln sie dir durch die Haare. Langsam. Finger berühren deine Kopfhaut. Verschwinden wieder. Es zuppelt und zupft an einzelnen Haarsträhnen. Ähnlich einem Windhauch. Hast du vergessen, dass Fenster zu schließen? Eine Hand fährt hinab zur linken Schlafe. Zeige- und Mittelfinger malen Kreise. Auf die Haut. Von der anderen Hand spürst du nur Fingernägel. Die zart deinen Arm hinab fahren. Dich ein bisschen kitzeln. Und dir ein unwilliges, leicht grummeliges „hmpf“ entlocken. Du spürst das Grinsen, dass in der Luft liegt. Schmunzelst synchron. Über dich selbst. Die Augenlider. Sind noch ganz schwer. Psssst. Noch eine Minute.
Beide Hände greifen nach deinen Händen. Drehen sie um. So das die Handinnenflächen nach oben zeigen. Wieder Fingerspitzen. Buchstaben malend. Dieses Mal. Mehr erahnst du sie, als dass du sie erraten kannst. A-u-f-s-t-e-h-e-n. Nein, nicht doch. Nicht aufstehen. Denkst du. Kurz fühlst du einen Atemhauch auf deiner Haut. Er zaubert dir eine Gänsehaut. Von der Kopfhaut. Bis zur Fußsohle. Alles pritselt. Dann zwei Lippen. Ein leiser Kuss. Auf deiner Stirn. Auf dem linken Augenlid. Und dem rechten. Auf der Nasenspitze. Dem linken Ohrläppchen. Der rechten Schulter. Dem Bauchnabel. Der rechten Handinnenfläche. Der linken Handinnenfläche. Eine sachte Stimme: Aufstehen. Du streckst dich und stöhnst wohlig. Tiefenentspannt. Dann schnupperst du geräuschvoll. Es riecht nach Sonnenschein. Der in der Nase kitzelt. Und einem neuen Tag. Der nur gut werden kann. Selbst wenn er voller Arbeit stecken wird. Selbst wenn die Welt zu schnell sein wird. Zu laut. Zu schlechtgelaunt. Zu grob. Selbst wenn das Alles nur geträumt sein sollte.
Du lächelst. Alles ist gut.
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