„Manchmal wissen die Leute nicht, was sie versprechen, wenn sie es versprechen”, sagte ich. Isaac sah mich an. “Ja, klar. Aber man muss seine Versprechen trotzdem halten. Genau das ist doch Liebe. Liebe ist, das Versprechen trotzdem zu halten.“
(John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter)
Der Himmel ist grau. Ab und an reißt die kompakte, schwere Masse auf und ein Sonnenstrahl verliert sich auf dem nassen Boden. Reflektiert sich in Pfützen und wird doch, nur Sekunden später, wieder vom Nebel verschluckt. Wie schade… Den nächsten versuche ich, festzuhalten. Ich öffne meine Hand und strecke sie aus. Mit den Fingerspitzen berühre ich das Licht. Tausende kleiner Staubkörner leuchten. Ich lächle und greife zu, greife mitten hinein in das Licht und verschließe meine Hand fest zu einer Faust. Fast zeitgleich schiebt sich die graue Wolkenmasse wieder vor die Sonne. Ich fröstle, als der Wind unter meinen Schal fährt und mich am Hals kitzelt. Eine Gänsehaut wandert meinen Rücken hinab und ich schüttle mich leicht.
Ich drehe mich um und sehe einen Mann, vielleicht ist er 35 Jahre alt, der mich anlächelt. Er deutet auf meine Hand. „Licht für die dunkleren Tage?“, fragt er. Ich weiche verlegen seinem Blick aus. „Ja.“, gebe ich zu, „Das kann ja nicht schaden.“. Er nickt und während er leicht schmunzelt, tritt er neben mich. „Ein bisschen Licht kann ich auch gut gebrauchen.“, sagt er, legt den Kopf in den Nacken und sieht zum Himmel empor. Ich folge seinem Blick. „Das wird heute wohl nichts mehr.“, stelle ich fest. Die Wolkendecke hat sich völlig verschlossen. Er seufzt: „Das passt zu meinem Tag.“. Prüfend sehe ich ihn an. Das Lächeln ist aus seinen Augen verschwunden, der Mensch, der vor mir steht, wirkt müde und bedrückt. Ohne nachzudenken, wie seltsam ich mich gerade verhalte, halte ich ihm kurzerhand meine, noch immer geschlossene, Hand hin. „Nimm mein Licht…“, sage ich und duze ihn einfach. Als ich nach seinem Arm greife, fällt mir auf, dass er riesige Hände hat. Ich lege meine Faust in seine rechte Handinnenfläche und öffne sie. Mit meiner anderen Hand schließe ich die seine, damit das Licht nicht entkommt. „Pass gut darauf auf.“, sage ich, sehe ihn lächelnd an und in genau diesem Moment wird mir bewusst, dass er mich jetzt für völlig verrückt halten muss.
Ich spüre, wie eine leichte Röte mein Gesicht zu überziehen beginnt. „Alles Gute.“, sage ich schnell, lasse seine Hand so abrupt los, als hätte ich mich an ihr verbrannt, und wende mich ab, ehe er etwas erwidern kann. Im Gehen schließe ich kurz die Augen und schüttle den Kopf über mich selbst: …
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