Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Herbstmoment

„Manche Menschen können den Regen spüren. Andere werden nur nass.“

(Bob Marley)


Der graue Nebel verschluckt die Stadt und mit ihr den Lärm. Er frisst ausnahmslos alles, was sich ihm in den Weg stellt: Häuser, Autos, Pflanzen und Menschen. Ich mag es, wenn das Wetter meinen Gemütszustand widerspiegelt. Das ist, als würde sich mein Inneres nach außen verkehren. Dennoch fühle ich mich heute seltsam abgeschirmt von der Welt. Wie eine nicht wegzudenkende Grenze legt sich der Nebel zwischen das Leben und mich, trennt mich von ihm, aber lässt es mich doch fühlen. Als stünde eine kalte Wand aus Glas zwischen uns und ich könnte meine warme Hand dagegen legen.

Ich stehe mitten im Wald. Stille zieht in mich ein. Die bunten Blätter der Bäume wiegen sich im Wind. Sie erzeugen ein leises Rascheln und manchmal, wenn ein Windstoß durch die Baumkronen fährt, die sich, nur kurz über meinem Kopf, fast vollkommen im Dunst verlieren, segeln einige von ihnen sanft zu Boden. Vor dem tiefgrauen, fast schwarzen Himmel leuchten die grünen, gelben, roten und braunen Blätter farbenfroh. Ich sehe nach oben, breite meine Arme aus und drehe mich um meine eigene Achse. Alles vor meinen Augen verschwimmt. Als es plötzlich beginnt, große schwere Tropfen zu regnen und sich der Schauer innerhalb weniger Sekunden zu einem unkontrolliertem Platzregen enwickelt, lege ich meinen Kopf in den Nacken und lächle befreit. Ich mag dich, Leben.


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