Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von Tagebuchsachen

Zurzeit bin ich ziemlich verletzlich. Ich merke das daran, dass sich meine Haut am Ende des Tages so dünn anfühlt, als könnte sie unter der leichtesten Berührung reißen. Das ist ein Gefühl, dass ich kaum auszuhalten vermag. Und dem ich früher mit Rasierklingen entgegengewirkt habe. Um Kontraschmerz zu schaffen. Heute versuche ich es auszuhalten. So lange wie möglich. Und bohre maximal den Fingernagel meines Zeigefingern so stark ich kann in meine Daumenkuppe. Das hilft für den Augenblick. In diesen Momenten fühle ich mich regelrecht autistisch. Denn das, was ich eigentlich bräuchte, wäre eine viel zu feste Umarmung, die ich auf jeder Faser meiner Haut spüren und aus der ich mich nicht lösen könnte. Oder jemanden, der seine Hände behutsam um meine Handgelenke schließt, den Daumen dorthin schiebt, wo man den Puls fühlen kann. Die - für mich - intimste Berührung der Welt.

Momentan versuche ich mich von allem, was ein potentielles Verletzungsrisiko birgt, fernzuhalten. Von entsprechenden Gegenständen. Und von Menschen, die mir gefährlich werden könnten. In den letzten ein, zwei Jahren sind mir Teile der Naivität und der Gutgläubigkeit, mit denen ich vorher auf mir unbekannte oder auch lange bekannte Menschen zugegangen bin, abhandengekommen. Das ist doof. Ich habe es immer an mir gemocht, dass ich vollkommen unbedarft auf andere Menschen zugehen konnte. Es ist zweifellos schwerer geworden, sich mein Vertrauen zu verdienen. Früher habe ich es freigiebig verschenkt. Heute achte darauf, wem ich es anvertraue. Und misstraue manchmal sogar. Ohne einen legitimen Grund dafür nennen zu können. Das ist nicht gut. Viel lieber will ich grundsätzlich vom Guten ausgehen. Das Gute in allem und jedem sehen. Überall.

Kommentare

  1. Ach Muschelmädchen! Ich kann Dich leider nur virtuell umärmeln ...

    Ich kenne die Diskrepanz zwischen "Vertrauen schenken" und "Vertrauen erarbeiten". Bei mir ist inzwischen auch eher das "Erarbeiten" angesagt. Vertrauen ist ein hohes Gut, da muss man mit dem "Verschenken" schon sparsam und vorsichtig umgehen.

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    1. Danke für die Umärmelung.
      Vielleicht aber sollten wir uns viel mehr und viel öfter verschenken?
      Mut zum Risiko.

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