Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Teufelskreis

Es ist mir in den letzten sieben Tagen ganz gut gelungen abzuschalten. Wenigstens zunächst. Die erste Hälfte der Woche habe ich damit verbracht, mich zu verkriechen, lange zu schlafen, ans Meer zu fahren und einfach nur Selbstfürsorge zu betreiben. Ausgedehnte Duschen, Körperpflege, Milchkaffeeorgien, Schokoladenmahlzeiten, Pizzalieferservice. Dabei habe ich mich jeglicher sozialen Kontakte vollkommen abrupt und ohne Ankündigung entzogen. Weil mir irgendwie die Kraft gefehlt hat, um mich mitzuteilen. Ich hab Zeit gebraucht, um wieder zu mir zu finden, meine Gedanken zu ordnen, einfach wieder klarzukommen. Einfach zu funktionieren hat plötzlich eben nicht mehr funktioniert. Darauf habe ich mit totalem Rückzug reagiert.

Die zweite Hälfte meiner freien Woche habe ich mich einmal aus Versehen ordentlich abgeschossen. Inklusive Gleichgewichtsstörung und Silberblick. Das war zwar irgendwie notwendig, hat mir aber einen ziemlich verkaterten Tag geschenkt, an dem ich mich einfach nur schlecht, dünnhäutig, überkompliziert und sozial untauglich gefühlt habe. Ein Tag auf den ich gut hätte verzichten können.
Außerdem habe ich gegen mein schlechtes Gewissen angekämpft. Hier und da habe ich deshalb versucht wieder aufzutauchen und den einen oder anderen Kontakt zur Außenwelt wieder aufzunehmen. Aber das hat nicht überall funktioniert. Was im Grunde genommen auch nachvollziehbar ist: Immerhin ist es nicht gerade fein von mir gewesen, mich einfach zu entziehen. Normalerweise lasse ich mir so etwas auch sagen und entschuldige mich dann für mein Verhalten. Aber ich bin noch nicht wieder wirklich auf den Beinen und im Moment erzeugen meine kaum spürbaren Kontaktversuche, so sie denn auf Granit stoßen, eher das Bedürfnis in mir, mich dann doch lieber noch viel mehr zurückzuziehen. Das ist ein netter Teufelskreis. Und einer aus dem ich im Moment nicht rausfinde. Einen Ausweg sollte ich jedoch finden. Zeitnah. Denn gut geht es mir damit ganz und gar nicht.

Vor diesem Hintergrund habe ich ein wenig Angst, was mich in der kommenden Woche wohl erwarten wird und hoffe, dass nicht alles auf einmal über mir zusammenschlägt. Aber was auch immer es passieren wird: Wie es kommt, ist es vermutlich richtig. Das zumindest ist es, was mir meine Uroma sagen würde. Sie würde mir einen Teller mit selbstgekochter Hühnersuppe reichen, mich anlächeln und mir versichern, dass alles gut werden wird. Und sie würde mir raten, dem Leben zu vertrauen. Vielleicht versuche ich es damit einfach mal. Und bis mir das gelingt bin ich noch ein wenig traurig. Und lausche meinem Herz, das schon seit heute Morgen wie verrückt schlägt.

Kommentare

  1. Ich nenne das sozialphobische Phasen. Sie sind richtig und wichtig. Denk nicht darüber nach, wie es für die anderen gewesen ist, für Dich war es gut

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    1. Stimmt.
      Aber darin andere auszublenden bin ich nicht besonders gut. Ich will niemanden verärgern.

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  2. Ich halte es gerne mit einem Zitat von Marilyn Monroe: "I'm selfish, impatient, and a little insecure. I make mistakes, I am out of control, and at times hard to handle. But if you can't handle me at my worst, then you sure as hell don't deserve me at my best."

    Das ist keine Aufforderung, als kettensägenschwenkender Egomane durch die Welt zu gehen, aber wer nur meine guten Seiten haben möchte, bekommt gar nichts. Lieber alleine (und mit mir im Reinen) als einsam in Gesellschaft.

    Und deine Uroma liegt richtig. ;)

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