Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von Dingen, die man getan haben sollte - II

 Von Dingen, die man getan haben sollte - Teil 1

Ein Selbstportrait malen.

Jawohl. Ich habe schon einmal ein Selbstportrait gemalt. Irgendwann im Kunstunterricht. Vermutlich liegt es noch irgendwo in meiner alten Schule vergraben und gilbt vor sich hin. Oder es ist einem der zahlreichen Lagerfeuer zum Opfer gefallen. Wer weiß...
Aber aus aktuellem Anlass habe ich heute noch einmal eines gemalt: Das sieht zwar nicht aus wie ich, zeigt aber ganz gut, wie man sich fühlt, wenn man morgens, auf dem Weg zum Büro, von einem Radfahrer, der einem die Vorfahrt genommen hat, angespuckt wird, sich danach vom Glatteis flachlegen lässt, zehn Sekunden später beinahe von einem wildgewordenem älterem Herrn im Rollator überfahren wird und anschließend im Licht des Büros feststellt, dass man gerade von einem Vogel angekackt wurde. Ungefähr so ging der Tag auch weiter: Ich bin fremdgesteuert von Hormonen und möchte am liebsten sinnlos rumzicken oder noch viel sinnloser weinerlich vor mich hinprimeln. Da das alles aber nicht wirklich meine Art ist, habe ich auf dem Heimweg eine Mülltonne mit dem Auto mitgenommen. Versehentlich natürlich. Gut getan hat es trotzdem irgendwie.
Selbstportrait nach diesem Tag:


Der interessante Klamottengeschmack ist natürlich frei erfunden. Ich bin zwar seltsam, aber nicht SO seltsam. Wenngleich ich glaube, dass man dem grauen Alltag wenigstens bunte Unterwäsche und Socken entgegensetzen kann.


Drei Dinge auswählen, die man auf eine Insel mitnimmt.

1. Das Buch "Die unendliche Geschichte". In der Hoffnung, dass sie wirklich unendlich ist.
2. Einen Magnesiumstab.
3. Einen gefüllten Katzenkorb: Bernsteinchen und Sonnensteinchen.


Einen Stern verschenken. 

Ich habe noch nie einen Stern verschenkt. Aber ich habe einen Stern geschenkt bekommen. 
Zu einem Geburtstag vor vielen Jahren. Damals fand ich diese Idee wunderschön. Wenn ich aber heute darüber nachdenke, finde ich es ein wenig seltsam, was wir Menschen alles zu Geld machen. Mein Stern klebt irgendwo dort oben am Himmelszeit und leuchtet vor sich hin. Frei und namenlos.


Eigene Spuren hinterlassen.

Es gibt ein paar Spuren, die ich hinterlassen habe: Spuren im Sand, die längst verwischt sind. Spuren im Internet, die nach und nach verblassen werden. Eine Kohlzeichnung im "Schloss der 1000 Gemächer". Eine verhallte Fürbitte in einem Kloster in einem fernen Land. Mein Fußabdruck im Fundament meines Elternhauses. Meine Worte in zahlreichen Tagebüchern. Meine Liebe in dem einen oder anderen Menschen.


Eine Flaschenpost verschicken.
 
Bereits als Kind habe ich im Urlaub gerne mindestens eine Flaschenpost verschickt. Aber es gibt nur eine einzige Flaschenpost, die mir tatsächlich unter die Haut gegangen ist: Ich habe mich einmal per Flaschenpost von einem Mann verabschiedet, der mir sehr viel bedeutet hat. Ob die Flaschenpost angekommen ist, weiß ich nicht, aber ich vermute, dass sie noch immer ihren Weg sucht. Sollte sie jemals ihr Ziel erreichen, würde ich das tatsächlich Schicksal nennen.
Eine der wohl seltsamsten Begebenheiten ist sicher der Umstand, dass ich vor etwa vier Jahren drei Flaschenposten des gleichen Absenders gefunden habe. Diese habe ich damals in einem etwas ausgeuferten Brief beantwortet. Den man hier lesen kann. Und - so fügt sich eins zum anderen - es gibt sogar einen Blogger, der sich die Zeit genommen hat, all meine Fragen, die ich in diesem Brief gestellt habe, in unzähligen Blogposts zu beantworten. 



Zum Einkaufen nach New York fahren. ✔ /

Das kann ich nur halb bejahen: In New York war ich. Aber es war nicht das Shoppen, was mich hauptsächlich interessiert hat, sondern viel mehr die Stadt an sich, die Menschen, das Lebensgefühl, die Atmosphäre. Ich habe dort eine ziemlich aufregende Zeit verbracht. Vor allem weil ich, blauäugig und einigermaßen naiv, zu Fuß Harlem erkundet habe, was sich als nicht ganz ungefährlich herausgestellt hat. Immerhin habe ich die Erkenntnis mit nach Hause genommen, dass es Menschen gibt, die andere nur aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft als "Nazi" verurteilen. Aber ich habe dort auch viele wunderschöne Erlebnisse gesammelt. Besonders gerne erinnere ich mich an Chinatown, das Empire State Building und einen Hubschrauberflug über Manhattan. Und an eine musikalische Einlage auf einer Baustelle, bei der plötzlich zwischen zwanzig bis dreißig Mitarbeiter anfingen, spontan mit Hilfe ihrer Werkzeuge zu musizieren.




Einen Origami-Kranich falten lernen.

Einer japanischen Legende zufolge heißt es, ein Kranich würde 1000 Jahre leben. Und wenn ein kranker Mensch 1000 Papierkraniche faltet, so sagt man, würde er genesen. So ergab es sich eines Tages, dass das Muschelmädchen zusammen mit einem Freund begann, Papierkraniche zu falten. 2000 Stück sollten es werden. Und sie sollten von einem hohen Gebäude in die Freiheit entlassen werden...
Papierkraniche kann ich falten. Vermutlich noch immer in Rekordgeschwindigkeit.

Kommentare

  1. das selbstportrait ist mal so richtig gut! echt...;-)

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  2. Sieht fast aus wie eine Nachbarin von mir, was Du da gezeichnet hast.

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  3. Schicke Frise :-D
    Und, ganz ehrlich: Tolle Handschrift!
    Du hast ja mal anstrengende Tage ... Und das schon vor und auch nach der Arbeit!

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    1. Danke. Für beides - auch wenn zumindest die Frise dem Original eher nur wenig ähnelt. :-)
      Warst du im Weihnachtsurlaub?
      Hab mich gestern erst gefragt, wo du steckst. Bestimmt haben dir die Ohren geklingelt...

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    2. Ach. Du warst das mit dem Ohrenklingeln ... :-)
      Ja, ich habe mal 14 Tage mehr oder minder erfolgreich versucht, den Rechenknecht möglichst wenig in Betrieb zu nehmen. Unser kleiner "Zoo" und die Liebste haben es gedankt :-)
      Danke, dass Du an mich gedacht hast.

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    3. Klingt toll :-) Ich hoffe, du konntest dich erholen.

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  4. Ich kaufe meine Socken gerne in der Kinderabteilung. Mit Schuhgröße 38 kannst du dich da ja wie blöd austoben und eine Zeitlang besaß ich ein beeindruckendes Arsenal an Söckchen mit Ringeln, Punkten und schrägen Figuren. Derzeit liebäugele ich aber mit "schrägem" Schmuck. Nicht so teures Zeug à la "Mylady gewährt dem Inhalt des Safes Ausgang" (das lässt mich völlig kalt und ich weiß das echt nicht zu schätzen), sondern kleine Hingucker. Die Eulen-Phase (in Ring u. Ketten) habe ich hinter mir, jetzt be-ringe ich mich mit Marilyn Monroe u./od. Audrey Hepburn. Mal schauen, was danach kommt. Vielleicht Eichhörnchen oder Kraniche. ;)

    @Zum Einkaufen irgendwohin fahren: Faszinierender fände ich ja eine Tour durch die schönsten Buchläden und Büchereien. Nicht dieses druckfrische und eingetütete Zeug, sondern Bücher, die eine Geschichte erzählen... mehrere, eigentlich. Die, die drinsteht und die der Hände, durch die sie gegangen sind.

    [Schöne Liste. Beide. Und ich mag deine Haarfarbe. ;)]

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    1. Ich bin ein bisschen (ziemlich sehr) in deinen Zwerg verliebt. :-)
      Oh, und was Socken angeht, kann ich mithalten: Ich habe sogar Einhornsocken. Und Micky Maus-Socken. Und grumpy-Socken. Und... Himmel. Ich habe so viele phantastische Socken!
      Gibt es Kranich-Ketten? Das muss ich gleich suchmaschinieren.

      Bei der Bücher-Tour wäre ich dabei. Ich mag den Geruch von Büchern so gerne. Und auch ich liebe Bücher, die Geschichten erzählen - die, die drinsteht und die der Hände, durch die sie gegangen sind. Da bin ich ganz deiner Meinung.

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    2. Könnten wir ggf. einen Kleinbus mieten? Bücher-Tour klingt sehr sehr verlockend, in meiner Schulzeit habe ich mich in der Bücherei am wohlsten gefühlt. Es gibt/gab in Oldenburg einen der schönsten Läden der Welt: Ein Büchercafe mit tiefen Sofas, lauter verschiedenen Stühlen und Tischen, viele viele Bücher, Tee, Kaffee, Frühstück und Sonstiges, das einen die Zeit vergessen ließ. Wäre mein Vorschlag für den Beginn?

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    3. Das wundert mich nicht. Zwerg ist ein Herzensbrecher. ;) Und die Beschreibung des Oldenburger Buchcafés lässt mich gerade mit einem seligen Grinsen dasitzen. So fängt der Tag gut an. ;)

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    4. Ich bin super vorbereitet. Habe soeben suchmaschiniert, wie lange ich nach Oldenburg fahre. Ist gar nicht mal so weit von hier. Ich finde, wenn Anna ihren Zwerg mitbringt, dann fügen wir uns nahtlos in das Ambiente ein. Ich sehe uns dort schon sitzen. Im Büchercafe. Mit Zwerg. Wunderbar. :-)

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    5. Natürlich. Klein-Anna bringt Zwerg mit. Da schleppt Frau "Ich bin von Haus aus ein wenig zu kurz geraten" (1,62m) einen Zwerg von einem halben Meter Höhe mit.^^ Nichtsdestotrotz widmet er sich gerade hingebungsvoll der Bartpflege und sein Laternchen hat er auch poliert. Damit er uns den Weg leuchten kann. Ins Reich der Durchgeknallten.^^

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    6. Dein Kommentar hat meinen Tag gerettet, ich bin immer noch am kichern - ehrlich, besser geht es nicht! :-) Großartiger Kommentar! Überlege ernsthaft, das bloggen einzustellen, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass es noch besser werden kann. ;-)
      Ich freue mich auf das Reich der Durchgeknallten und trainiere schon mal die Lachmuskeln! ^^

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    7. Das freut mich ehrlich. Ich hatte auch einen netten Kurzfilm im Kopf [... und Zwerg IST eine Rampensau - weibl. Bewunderung steigt ihm in den Zipfel... ähem... zu Kopf...^^], aber du musst schon weiterbloggen. Sonst würde uns allen was fehlen! Und ich würde mir auch ungerne den Zorn deiner Leser zuziehen. ;)

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  5. Die Liste ist ja durchaus okay, aber wieso in drei Teufels Namen sollte man zum Einkaufen nach New York fahren? Man hat doch für gewöhnlich eh schon viel zu viel Krempel zu Hause und Einkaufen in einer riesigen und übervollen Stadt? Das klingt in meinen Ohren schrecklich.

    Aber ich werde im Mai 3,5 Wochen nach Neuengland fahren, mich langsam und ohne konkretes Ziel durchs Land treiben lassen, wandern gehen und ansonsten tun und lassen, was mir gerade so gefällt.

    Aber natürlich soll das jeder für sich so machen, wie er/sie das möchte.

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    1. Willkommen, Rano :-)
      Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, warum man zum Shoppen nach New York fahren sollte. Schließlich hab ich die Liste ja nur stiebitzt. Mir würde es auch nicht liegen, zum Shoppen extra zu verreisen. Da klingen 3,5 Wochen Urlaub in Neuengland für mich wesentlich reizvoller - vor allem, wenn es darum geht, sich planlos durch das Land treiben zu lassen. Besser geht es nicht...

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