Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Abend


Am Abend entführe ich dich in die Stadt. Das Bier, das wir in dem kleinen Lokal an der Ecke getrunken haben, macht uns träge und so lassen wir uns angenehm angesäuselt durch die Innenstadt treiben, bis wir in irgendeinem angeschrammelten Club landen. Während ich mich an die Bar lehne, um den Kellner heranzuwinken, schiebst du dich hinter mich. Die Nähe zu dir ist zu verlockend, also reibe ich kaum merklich meinen Hintern an dir. Ich spüre die Lust durch mich hindurchrieseln und du registrierst das sehr wohl. Denn du schiebst mit deiner Hand meine Haare beiseite, streichst mit der Nasenspitze behutsam durch meine Halsbeuge und zauberst mir damit, von der Kopfhaut bis in das äußerste Ende der Zehenspitze hinein, eine Gänsehaut. Dann legen sich deine Hände auf meinen Hintern. Kräftig greifen sie zu.
"Provozierst du mich, Muschelmädchen?", fragst du lächelnd.
Ich zucke schmunzelnd mit den Schultern und bestelle uns zwei Bier.
Als der Kellner die Gläser auf den Tresen stellt, greife ich nach ihnen und drehe mich zu dir um.
Du lachst, ob meiner vollen Hände, und nutzt den Moment, um mich zu necken. Nur ganz leicht streifen deine Hände, über dem Stoff meines Kleides, meine Brustwarzen, die sich unter deiner Berührung sofort aufrichten. Ich sehe mich um, aber niemand von den Feiernden um uns herum, scheint etwas bemerkt zu haben. Trotzdem spüre ich, wie eine feine Röte mein Gesicht zu überziehen beginnt. Dann endlich nimmst du das Bierglas, das ich dir entgegenstrecke. Schmunzelnd prostest du mir zu.

Wir tanzen uns durch die Stunden, wunderbar leicht, wunderbar angetüdelt, wunderbar unbeschwert, und deine Berührungen, manchmal zufällig, viel häufiger jedoch ganz direkt, begleiten mich den ganzen Abend über. Du spielst mit meiner Erregung und das ist es, was mich meine Hemmungen vergessen lässt - schließlich will ich dich zu sehr, genau jetzt, um mir großartig den Kopf über die Spielfelddekoration, die sich um uns herum die Füße wundtanzt, zu zerbrechen.
"Wollen wir nach Hause gehen..?", frage ich dich. Aber du hältst mich hin. Erst als ich dich das dritte Mal frage, gibst du endlich nach und nickst.

Als wir den Club verlassen, glitzert das Morgenrot am Horizont und die aufgehende Sonne taucht die Häuser der Altstadt in ein zartes Rosé. Dein Arm umfängt mich, während ich den Kopf in den Nacken lege und die blauroten Wolken betrachte. Unwillkürlich muss ich an "Der Herr der Ringe denken. Mit der besten tiefen Stimme, die ich zuwege bringe, imitiere ich Legolas: "Eine rote Sonne geht auf, heute Nacht ist Blut vergossen worden.", erkläre ich so ernst, wie es mir möglich ist. Und während du leise lachst, weil ich dir Filmzitate nicht erklären muss, spüre ich meinen Herzschlag und weiß, dass ich am Leben bin. Noch sind wir jung und wenn wir nur ein bisschen Glück haben, liegt vor uns noch so viel ungelebtes Leben.
"Schlaf mit mir.", bitte ich dich.
Du beugst dich zu mir hinab und hauchst mir einen Kuss auf die Lippen.
"Sag es anders...", antwortest du leise.
Ich zögere. Natürlich weiß ich, was du hören willst. Aber ich tue mich, wie so oft, ein wenig schwer damit, so deutlich zu werden. Doch die Lust ist stärker.
"Fick mich...", sage ich, ohne dir in die Augen zu sehen. In meiner Stimme schwingt die Schüchternheit mit, die es mir für gewöhnlich gelingt zu verstecken.
Ohne mir zu antworten, schiebst du mir zwei Finger unter mein Kinn und zwingst mich dazu, dich anzusehen. Dieses Mal deinen Blick haltend, bitte ich leise flüsternd erneut: "Fick mich..."
Dein Kuss auf meiner Stirn fühlt sich vertraut an. Und ich denke, dass zwischen uns gar kein Platz ist für unnötige Schamgefühle.

Deine Hände legen sich um meine Schultern. Noch immer siehst du mich direkt an und ich kann das Lächeln sehen, das in deinen Augen schlummert. Doch nun drehst du mich, mit einer einzigen, flüssigen Bewegung, von dir weg und drückst mich sanft, aber unnachgiebig, gegen die nächstgelegene Hauswand. Die kalte Wand bildet einen harten Kontrast zu meinem erhitzten Körper. Meine Brustwarzen verhärten sich sofort und drücken sich frech durch den dünnen Stoff, der sie bedeckt. Deine Hände fahren unter mein Kleid, streichen die Innenseiten meiner Oberschenkel hinauf und spüren, während sie dabei jegliches Hindernis beiseiteschieben, dass keinerlei Vorspiel mehr notwendig ist. Die Stunden im Club haben mich mehr als aufgeheizt.
Zielstrebig, ohne unnötige Herumfummelei, dringen deine Finger tief in mich ein. Das leise Keuchen, das mir entfährt, fällt in die Straßenschlucht und verebbt an der gegenüberliegenden Hauswand. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um nicht laut aufzustöhnen. Ohne dein Gesicht zu sehen, weiß ich, dass du grinst. Während du deine Finger, wieder und wieder, in mich hineinstößt, schiebst du den Zeigefinger deiner anderen Hand knapp über meinen Kitzler. Dort lässt du ihn kreisen. Meine Knie beginnen zu zittern. Um zu kommen, brauche ich nicht viel. Aber gerade, als ich mich in den Orgasmus hineinfallen lassen will, entziehst du mir deine Hände. Frustrierst stöhne ich auf. Ganz eng presst du dich von hinten an mich, so nahe, dass ich deinen harten Schwanz an meinem Hintern fühlen kann. Während du mit der einen Hand meine linke Brustwarze reizt, legt sich deine andere Hand fest über meinen Mund.
"Sssh...", sagst du, "Beruhige dich. Du wirst jetzt nicht kommen."
Kurz bin ich versucht, dich meine Zähne spüren zu lassen. Aber heute will ich dich nicht verärgern, deswegen entscheide ich mich dagegen. Stattdessen lecke ich mit der Zungenspitze fordernd über deine noch immer feuchten Finger. Ich kann meine Lust, die auf deinen Fingern glitzert, riechen.
"Du bist ein Nimmersatt...", stellst du fest, als du von mir zurücktrittst, "Aber mehr gibt es Zuhause. Ich habe da noch so eine Rechnung offen - glaub bloß nicht, dass ich dir dein Verhalten von heute Mittag durchgehen lasse..."
Offenbar ist mir die Lust, die du mir zauberst, zu Kopf gestiegen.
Denn ich drehe mich zu dir herum und lächele schief.
"Fickst du mich dann endlich?", frage ich, viel zu mutig, viel zu fordernd, viel zu provokant.
Du schiebst schmunzeln deinen Arm um mich. Dein Blick ist so tief, dass mir ein Schauer über den Rücken wandert. Und schließlich sagst du:
"Das überlege ich mir auf dem Weg nach Hause. Vielleicht lasse ich mich auch einfach ein wenig von dir bedienen..."

Auf dem Weg nach Hause hüpfe ich von Stein zu Stein, bemüht, die Fugen nicht zu berühren, die die Pflastersteine miteinander verbinden. Wie damals, als wir noch Kinder waren. Wir werden ja sehen, was geschieht, wenn wir daheim sind...

Kommentare

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    1. Das wäre er gewesen, wenn nicht jedes Wort ein Phantasieprodukt wäre. :-)

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    2. Da sollte man nicht so kleinlich sein. ☺

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    3. Da hast du allerdings recht. Ich gehe weiter träumen.

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  2. Was für eine ...anregende Geschichte.
    Fast schon ein Drehbuch.

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    1. Ein Drehbuch? Dafür bräuchte es doch ein paar mehr Dialoge, oder?
      Meine Oma wollte früher immer, dass ich mal Drehbuchautorin werde, wenn ich groß bin.
      Dreh mal?

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  3. Im Geiste nenne ich dich spätestens ab jetzt nur noch "Die Männerflüsterin" (nach dem gleichnamigen Buch) oder eher: die Männerverzauberin. Und je länger ich hier mitlese, desto weniger kann ich mir vorstellen, dass man(n) eine Frau wie dich allzu oft trifft. Vielleicht der falsche Post, um das zu schreiben, aber ich bin froh, dass sich unsere Online-Wege gekreuzt haben, ich finde dich in vielerlei Hinsicht sehr inspirierend. ;)

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    1. Die Männerflüsterin? :-) Oh, nein, sicher und ganz bestimmt nicht! Wenngleich ich, als Sternzeichen Skorpion, tatsächlich gerne verführe.
      Danke für die lieben Worte. Ich freue mich auch immer wieder, dass ich hier ein neues Zuhause für meine Zeilen gefunden habe. Das ist wirklich schön. Und den Gedanken, dass ich dich inspiriere, mag ich sehr, liebe Anna.

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