Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von den letzten Tagen

In den letzten Tagen, in denen mir kein Wort aus den Fingerspitzen fließen wollte, habe ich mich in "Jane Eyre" von Charlotte Brontë vergraben. Ich habe mich daran erinnert, wie der Mensch ist, der ich sein will. Er ist ein bisschen liebender, ein bisschen sanftmütiger, ein bisschen demütiger und ein bisschen ehrlicher als der Mensch, der ich heute bin. Ein wenig nachsichtiger, ein wenig herzlicher, ein wenig bescheidener. Genügsamer. Redlicher. Nachdem ich erkannte, dass ich mich im Moment selbst nicht so ganz leiden mag und für mich in Worte fassen konnte, warum dem so ist, ging es mir besser. Jetzt kann ich etwas ändern.

Den Rest meines Urlaubs habe ich damit verbracht, meine Angel (mit der mädchenmäßig pinken Angelschnur auf der Rolle!) ins Wasser zu halten, ohne einen einzigen Fisch zu fangen. Ich habe stundenlang in den Himmel gestarrt, Herzen, Pferde, Drachen sowie allerlei Phantasiegestalten in die Wolken hineinorakelt und mich daran erinnert, wie ich als Kind immer davon geträumt habe, auf dem fluschigen Weiß Trampolin zu springen. Ich habe unfassbar viel Schokolade gessen, Marshmallows über dem Lagerfeuer gegrillt, Preiselbeeren gesammelt, Marmelade gekocht und bin mit der Nussschale bei Sonnenschein, Regen und Gewitter über den See gerudert. Am Regenbogen vorbei.
Die freie Zeit tut mir gut.

Kommentare

  1. wolkenlesen ist eine besondere gabe. hör niemals damit auf!

    der regenbogen ist eine brücke. benutze sie.

    alles andere kommt mit der zeit. hab einfach geduld.

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    1. Du bist toll, liebe Würfelzucker.
      Danke für den Zuspruch.

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