Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von der weißen Schokolade

"Andere Sachen sind nur Essen. Aber Schokolade ist Schokolade."

(Patrick Skene Catling)

Ich schlafe bei meinen Eltern, in meinem alten Kinder- und Jugendzimmer. Mitten in der Nacht wache ich auf. Noch ehe sich meine Augen an die Dunkelheit um mich herum gewöhnt haben, denke ich: Schokolade! Jetzt! Sofort! Daran führt gar kein Weg vorbei. Ich bin förmlich gezwungen, aufzustehen und mir Schokolade zu suchen. Ich bin schokosüchtig. Unterzuckert. Und mufflig, wenn ich jetzt nicht sofort Schokolade bekomme.

So kommt es, dass ich im Stockdunkeln, um etwa 3.30 Uhr Nachts, barfuß und mit noch halb geschlossenen Augenlidern in die Küche meiner Eltern tappe. Ich denke: Schokolade! Schokolade! Schokolade! und bin kaum mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Leider finde ich nirgendwo auch nur einen Hauch von Süßkram. Nicht einmal ein einzelnes Gummibärchen oder einen klitzekleinen Kringel Lakritze. Einfach gar nix. Völlig unbefriedigt setze ich mich an den Küchentisch und starre den Kühlschrank an. Er ist meine letzte Chance. Da sowohl er als auch ich das wissen, versuche ich, ihn ein wenig zu hypnotisieren. Was zugegebenermaßen nicht ganz so einfach ist, weil mir unklar ist, wo ein Kühlschrank seine Augen hat. Aber da ich sichergehen will, gleich schoki-suchten zu können, wage ich wenigstens den Versuch einer Hypnose. Schaden kann das ja immerhin nicht.
Irgendwann aber erhebe ich mich seufzend, tapse auf Zehenspitzen über den kalten Fliesenboden, öffne die Kühlschranktür und kann kaum in Worte fassen, wie sehr meine Augen leuchten, als ich in der hintersten Ecke, zwischen der Salami und dem Schinken, eingewickelt in etwas Alufolie, ein großes Stück weißer Schokolade finde. Kühlschank-Hypnose erfolgreich - wenn ich groß bin, werde ich Hypnotiseur und rette die Welt!
Völlig begeistert greife ich nach dem Stück Schoki, reiße die Folie herunter und schiebe mir das komplette Stück einfach so, ohne zu zögern, in den Mund.

...

Es ist keine weiße Schokolade.
Es ist Speck.
Es schüttelt mich noch immer.
Igitt.

Kommentare

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. Diesen Post hättest du auch überschreiben können mit "Von der enttäuschten Erwartung". 😂

      Prinzipiell ist das ja zeichenhaft: man sieht in etwas - einem Ding, einem Sachverhalt, einer Person, ... - etwas, was den eigenen Sehnsüchten entspricht. Und dann, sofort oder auch erst sehr viel später, stellt sich heraus: ätsch. Is' garnicht so. Is' ganz anders.

      Im Grunde genommen ist Speck ja etwas feines. Aber nicht, wenn ich Schokolade erwarte. Und also wird aus etwas im Prinzip ganz feinem sowas wie der persönlich-situative Antichrist.

      Ich nehme mir also aus diesem Post als Lektion fürs Leben mit: die Schuld an der enttäuschten Erwartung auch mal bei mir selber suchen und nicht dem Speck vorwerfen, dass er keine Schokolade ist. 😋

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    2. Oh. Du dichtest diesem Post wunderbar viel Lebensweisheit an - allerdings muss ich ehrlicherweise einräumen, dass er kein bisschen tiefgründig gemeint war. :-) Ich freue mich trotzdem, dass du etwas aus meinen Worten mitnehmen konntest...

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  2. Speck und weiße Schokolade stehen auf meiner Ekelliste beide ganz oben :-)

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    1. Das macht es natürlich fast schon ZU einfach, dem Speck nicht auf den Leim zu gehen. ^^

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    2. Trauma de luxe. Ich hoffe es geht dir gut!

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    3. @Juliane: Beim Speck ziehe ich mit. Dunkle Schoki ist mir zwar auch lieber, aber in der Not frisst der Teufel nunmal... Speck.

      @Inferno: Danke, ich lebe noch. Vorübergehend bin ich aber vermutlich von Speck und weißer Schokolade geheilt. Ich habe den Gummibärchenvorrat aufgestockt. ;-)

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