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Es werden Posts vom Februar, 2014 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Anderssein. Oder von den Oktaven.

„'Bin ich geheilt?' - 'Nein, sie sind jemand, der anders ist und den anderen gleichen möchte. Das ist meiner Meinung nach eine schwere Krankheit. '“ (Paulo Coelho: Veronika beschließt zu sterben) Mein Finger liegt auf dem Nummernpad neben der Klingel. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich anstatt des Codes einfach die 1-1-2 wählen sollte und kichere leise in mich hinein. Nein, ich habe keine Lust auf diesen Abend, aber ich habe ein Versprechen einzulösen. Schweren Herzens gebe ich den fünfstelligen Pin ein und warte. „Guten Abend, wir schicken ihnen einen Fahrstuhl.“, schallt es mir entgegen. „Dankeschön.“, erwidere ich knapp und mir ist überbewusst, dass ich bereits damit aus der Rolle falle. Eine Stimme in meinem Kopf faucht mich unfreundlich an: „Darauf antwortet man nicht! Das schickt sich nicht.“. Ich kontere kühl: „Ich bin gerne freundlich.“. Und versuche irgendwie, meinen Kopf auszuschalten. Der gläserne Fahrstuhl bringt mich nach oben. Je

Vom Dachfenster unserer Jugend

Mitten in der Nacht springen wir einfach um ein paar Jahre zurück. Ich lasse die Leiter herab, die auf den Dachboden führt, greife nach der Hand meines ältesten Freundes und lächle ihn, ein wenig fragend, an. Er sieht mir in die Augen und nickt. Ich fühle mich, als würde er mir direkt ins Herz sehen. Auf dem kleinen Dachfenster liegt Staub. Meine Fingerspitzen malen Kreise hinein, als ich versuche, es zu öffnen. Es klemmt an allen Ecken und Enden. „Wir waren viel zu lange nicht mehr hier.“, stellt Harry fest und dieses Mal bin ich diejenige, die nickt. Seine Worte jagen mir einen wohligen Schauer über den Rücken. „Es wird Zeit, dass wir neue Geschichten schreiben.“, entschlüpft es mir, kontext- und gedankenlos. Er lächelt schief.  Das Fenster öffnet sich mit einem Ruck und eine graue Staubwolke löst sich. Ich muss lachen, halte meine Finger in den Staub hinein und zerreibe ihn zwischen den Fingerkuppen. Die kalte Nachtluft schwappt in den dunklen Dachboden hinein und zaube